Workshop 2021: Teil III – „Bauen oder gestalten Frauen in der Architektur anders?“

Mit der Frage, ob Frauen in der Architektur und im Design „anders“ bauen oder gestalten, beendet der dritte Abend mit der Architektin Ulrike Faßnacht die Workshopreihe 2021 des Einrichtungshauses TAUSCH.
Auf den Spuren sechs sehr unterschiedlicher Lebensbilder bedeutender Architektinnen und Designerinnen werden zunächst Lebenswerke und Stil-prägende Merkmale herausgearbeitet und vergleichend dargestellt.

Beginnend mit der italienisch-brasilianischen Architektin Lina Bo Bardi, die mit ihren wegweisenden Arbeiten sowohl in Architektur als auch Design, Bühnenbild und bildender Kunst, weltweite Anerkennung erreichte, werden weitere Biografien und Werke, wie z.B. die der japanischen Architektin Kazuyo Sejima erläutert. Äußerst beeindruckend ist das von ihrem Architekturbüro SANAA, dem derzeit wohl einflussreichsten Architekturbüro Japans, 2006 in Deutschland erbaute Büro die „Zollverein School“ in Essen. Mit dem Namen Kazuyo Sejima fällt erstmals auch die Frage nach Architektur-Preisen: Der Pritzker-Preis ist es, den sie zusammen mit Nishizawa innehat. Gewürdigt wurden dabei ihre „grazilen und kraftvollen“ sowie äußerst „klaren und fließenden“ Entwürfe.

Völlig frei von intellektueller Strenge entwarf Eileen Gray ihreVilla E.1027an der Küste Südfrankreichs. Wussten Sie, dass die Bezeichnung E.1027 sich aus ihrem Namen und dem von Jean Badovici, dem damaligen Partner, zusammensetzt: E für Eileen, 10 für J, den zehnten Buchstaben im Alphabet, 2 für das B wie Badovici und die 7 für Gray. Heute werden einige ihrer Möbelstücke, die teilweise das Interieur der Villa prägten, von Classicon vertrieben und auch der legendäre höhenverstellbare Tisch „Adjustable Table“, trägt die Nummer E.1027.

Bauen im Sinne von regional und sozial, … das ist es, was seit Beginn ihres Schaffens die Architektin Anna Heringer „kennzeichnet“. Anna Heringer, eine deutsche Architektin, gilt als die Vorreiterin des nachhaltigen Bauens. Mit ihren weltweit realisierten Projekten, umgesetzt vor Ort stets mit lokalen Handwerkern, traditionellen Bauformen und Baustoffen wie z.B. Lehm, ist sie außerdem Inhaberin eines UNESCO -LEHRSTUHLS. Ihr Credo „Der Sinn steckt im Prozess, nicht im Resultat“ wird in allen Projekten sichtbar gelebt.

Zurück im Einrichtungshaus TAUSCH werden im zweiten Teil des Abends bei einer „Spurensuche“ einzelne Exponate, vorwiegend kreiert von Frauen, wie Eileen Gray, Monica Armani oder Anne Christin Dorner usw. erkundet, besprochen oder auch „besessen“. Während der abschließenden äußerst regen Diskussion unter den Teilnehmenden, ob es nun „Frau Architekt“ oder der persönliche Stil eines jeden Designers und Architekten ist, der für das Schaffen ausschlaggebend ist, … jedenfalls steht fest, dass Frauen entscheidende Beiträge in Architektur und Design geleistet haben und es weiterhin tun werden …

… Fest steht, auch aufgrund der großen Resonanz zu der Workshop-Reihe 2021 „Architektur, Wohnen und Gestalten“, dass diese im Einrichtungshaus TAUSCH begonnenen und innovativen Aktionswochen im Jahr 2022 fortzuführen sind.

Wir danken allen, die mitgewirkt und teilgenommen haben, für Ihr großes Engegement und Interesse und freuen uns darauf, Ihnen vielleicht bald im Einrichtungshaus wieder begegnen zu dürfen,

Familie Beck und das Team der Workshopreihe 2021

PS: Frauen leisten „de facto“ entscheidende Beiträge für die Entwicklung von Architektur und Design. Deshalb, wie immer, abschließend unsere TIPPS zu aktuellen Veranstaltungen und Literatur: Besuchen Sie entweder am 18.01.2022, einem Abend an der Uni Tübingen mit Anna Heringer, in der Reihe „Architektur heute“.
Als äußerst inspirierend empfehlen wir auch den Besuch der aktuellen Ausstellung „Here We Are!“ Frauen im Design 1900 bis heute. Diese Ausstellung können Sie noch bis zum 06.03.2022 im Vitra-Design-Museum in Weil am Rhein besuchen.
Die Aktualität des Themas spiegelt sich auch literarisch wider: So wirft das brandneu im Birkhäuser Verlag erschienene Buch von Wojciech Czaja und Katja Schechtner „Frauen Bauen Stadt“ einen „anderen“ Blick auf die künftige Stadt. Darin werden 18 Städtebauerinnen aus aller Welt porträtiert.